I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
173
große Kolonialbesitz der Niederlande, der, meist hinterindische Inseln,
60 mal so groß und 6^/z mal so volkreich ist wie das Mutterland. Auch
jetzt ist ihr Handel noch bedeutend.
§ 269. Siedlungen. Das Königreich zerfällt in Provinzen, deren
wichtigste die sehr dicht bevölkerten Landschaften Nord- und Südholland
(gegen 400 auf 1 qkm) sind. Im spärlich besiedelten Teil östlich der
Südersee hat sich nur Groningen als Handelsplatz und Mittelpunkt der
Rinder- und Pferdezucht stark entwickelt. Groß ist die Zahl bedeutender
Orte im 3. Am Jj [ei], einer teilweise trockengelegten Bucht der Süder-
see, liegt, auf Pfahlrosten erbaut, von vielen Kanälen („Grachten") durch-
zogeu, Hollands größte Stadt Amsterdam (565). Es treibt Industrie und
sehr bedeuteudeu Handel (erster Kaffeemarkt, Tabak). Durch den Nordsee-
kanal wurde die Stadt wieder ein Hafen ersten Ranges. Amsterdam ist
Universitätsstadt. Westlich von Amsterdam entstand das durch Blumeubau
und Blumenhandel (Tulpen, Hyazinthen, Rosen) berühmte Haarlem am
ehemaligen Haarlemer Meer. Wie dieses liegt die vornehme, ruhige Haupt-
stadt, der Haag, d. i. Wald (nach den schönen, in Holland seltenen Wal-
düngen), am Ostfuße des Dünengürtels. Nördlich von ihm am Alten Rhein
ist die einst berühmte Universitätsstadt Leiden eine der ältesten Städte des
Landes. Der erste Seehafen der Niederlande ist Rotterdam (420), der
dritte Hafen des Europäischen Festlandes. Überfahrtsort nach England ist
Vlisfingen auf einer Insel des Schelde-Deltas. Im Binnenlande sind
noch zu nennen die Universitätsstadt Utrecht, und im Südostzipfel an
der Maas Maastricht mit berühmten Kalksteinbrüchen, die für weite Be-
zirke des Landes Bausteine liefern. Die beiden letzten Orte sind Festungen.
13. Großbritannien und Irland.
315000 qkm, kleiner als Preußen, aber 46 Mill. E. (6 Mill. mehr als Preußen), iy5mal
so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 2(0. ßflflc. — Aufgaben. 1. Wie liegt die Südspitze Englands
zum 50.° n. Br.? 2. Welcher deutsche Nebenfluß wird von diesem Grade
wiederholt geschnitten? 3. Welche deutschen Großstädte liegen mit London
auf einer Breite? 4. Wie liegt die Nordspitze der Halbinsel zu Stöckholm?
5. Wie liegt London zum Nullmeridian? 6. Welche europäischen Länder
sind Großbritannien benachbart? 7. Wie liegt es zu Nordamerika? 8. Wie
weisen Bodengestalt und Flußrichtung Nordfrankreichs aus England hin?
9. Wie verhält sich der Golfstrom zu England? (S. die Karte der Meeres-
strömungen!)
Großbritannien und Irland ist der einzige große Inselstaat Europas.
Das Königreich besteht ans zwei großen Inseln, Großbritannien
(England und Schottland) und Irland, und vielen hundert kleinen, deren
wichtigste Gruppen die Hebriden, die Orkney[örkne> und Shetlaud
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Personennamen: Nordfrankreichs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Niederlande Groningen Hollands Amsterdam Amsterdam Amsterdam Haarlem Holland Alten_Rhein Niederlande Rotterdam England Maas_Maastricht Irland Deutsche_Reich Englands Nordamerika England England Irland Europas England Schottland Irland
106 Europa.
7. Die Niederlande, Belgien und Luxemburg.
Diese kleinen Staaten breiten sich im wesentlichen um das Delta aus,
in dem Rhein und Scheide die Nordsee erreichen. Den 8. nimmt die
waldige Berglandschaft der Ardennen ein.
I. Königreich der Niederlande (Holland, 33 000 qkm, 51/2 Mill,
E., 164 auf 1 qkm, Gesamtbesitz 2 Mill. qkm, 43 Mill. E.). Es erstreckt
sich vom Dollart quer über das Mündungsgebiet vom Rhein, Maas und
Schelde als ein Tiefland, das zum Teil niedriger liegt, als der Spiegel
der Nordsee und durch riesige Deichbauten vor der Gewalt des Meeres ge-
schützt wird. Es arbeitet an der Zerstörung der Küste, dringt in tiefen Meer-
buseu, von denen der größte der Zuider- (seuder-) oder Südersee (— Südsee,
im Gegensatz-zur Nordsee so genannt) ist, ins Land, buchtet die Deltamündungen
der Flüsse schlauch- und trichterförmig aus und gestaltet das ganze Küsten-
land zu einem Jnselgebiete. Die Westfriesischen Inseln sind der letzte
Rest der vom Meer zertrümmerten ehemaligen holländischen Dünenküste.
Westlich der Südersee zieht sich gen Ssw. ein undurchbrochener Dünenzug
mit ungegliederter Küste bis zu den großen Strommündungen hin. Durch
Dammbauten und Trockenlegung hat der Niederländer dem Meere Land ab-
znringen gewußt, z. 23. das „Haarlemer Meer". Das Land ist von zahl-
reichen Flußarmen und Kanälen durchzogen. Die wichtigsten Rheinarme
heißen Waat, Jjssel (eißel) und Leck. Die Waal vereinigt sich vor ihrer
Mündung mit der Maas. — Mit Ausnahme der östlichen Moorgebiete an
der Grenze von Ostfriesland ist Holland sehr fruchtbar. Eine Eigen-
tümlichkeit holländischer Landschaften bilden die zahlreichen Windmühlen, die
für die Entwässerung des Bodens und auch für die Industrie von großer
Bedeutung sind. — Das Klima ist ein gemäßigtes Seeklima.
Die Bewohner sind niederdeutscher Abstammung und zu 2/3
evangelisch. Der unablässige Kampf mit dem Meere verleiht ihnen Kraft
und Ausdauer, ermahnt sie zur Vorsicht und Arbeitsamkeit. Bemerkenswert
ist die ausgeprägte Reinlichkeit.
Der Niederländer betreibt Ackerbau und besonders Viehzucht. Schon
früh wagte er sich hinaus aufs Meer, um Handel und Seefischerei
(Heringsfang) zu treiben. Der Handel führte zur Erwerbung großer über-
seeischer Besitzungen, von denen indessen Niederland einen großen Teil an
England verlor. Immerhin beherrscht die Königin noch 43 Mill. Menschen.
Holland ist das Durchgangsland für den industriereichen
Westen des Deutschen Reiches. Daraus erklärt sich die Bedeutung
von Ro tterdam.
Daher ist auch Hollands Außenhandel*) sehr groß' z. B. doppelt so groß
wie der von Österreich-Ungarn.
G Amsterdam, Hst. des Reiches, an?, auf Psahlrosten erbaut und von
Grachten, d. s. Kanäle, durchzogen, durch den Nordseekanal mit dem Meere
verbunden, ist ein bedeutender Weltmarkt für Kolonialwaren, auch Fabrikstadt
(Diamantschleiferei). — Haarlem, Hauptort des niederländischen Garten-
baues. — -5 Haag, Residenz. — * Rotterdam, erster Seehandelsplatz (Welt-
Hasen) des Königreichs. — Leiden und •* Utrecht, alte Universitätsstädte.—
Maastricht, d. h. Maas-Ubergang, Festung.
*) 1906: Deutsches Reich 14, Frankreich 8. Niederlande 8 Milliarden M.
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Extrahierte Personennamen: Maas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Belgien Luxemburg Rhein Nordsee Holland Gesamtbesitz Rhein Nordsee Ostfriesland Holland England Holland Hollands Amsterdam Haarlem Rotterdam Utrecht Maastricht Frankreich
§ 43. Das Königreich der Niederlande (Holland).
87
unterschied. Daher ist es seit 1830 ein selbständiges erbliches Königreich,
welchem alle europäischen Mächte volle Neutralität zugestanden haben.
Die Herrscher sind aus dem deutschen Hause Sachsen-Koburg. Die be-
deutendsten Städte sind:
Im Berglande: Lüttich, an beiden Seiten der Maas, Uni-
versität, 160 000 Einw., Hauptsitz der Waffen- und Tuchfabrikation,
inmitten von Hüttenwerken und Bergbau. — Verviers mit vielen Tuch-
und Seidenfabriken. — Namur, Festung am Zusammenfluß der
Sambre und Maas.
Im Hügel- und Tieflande: Brüssel, Haupt- und Residenz-
stadt, schön gebaut, mit einer Oberstadt, dem Wohnsitz der reichen,
französisch sprechenden Bevölkerung, und einer Unterstadt, wo die flämischen
Fabrikarbeiter wohnen. Viele Fabriken für Teppiche und Spitzen.
600000 Einw. — 16 km s. von Brüssel liegt das Schlachtfeld von
Belle Alliance oder Waterloo, wo die Preußen unter Blücher
und die Engländer unter Wellington 1815 Napoleon I. besiegten. — Ant-
werpen, an der hier für Seeschiffe fahrbaren Schelde, Haupt- und
Zentralfestung für Belgien, sehr bedeutende Handelsstadt in Petroleum,
Kaffe, Baumwolle (die zweite des Festlandes), 280000 Einw. — Strom-
aufwärts Gent, ebenso wie Brügge schon im Mittelalter durch die
flandrischen Tuche berühmt. — Ostende, weltbekanntes Seebad am
flachen Dünenstrande und Überfahrtshafen nach England.
§42.
Das Grotzherzogtum Luxemburg
zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien gelegen, ist von eisen-
reichen Gebirgszügen, den Ausläufern der Ardennen, und der lothringischen
Hochfläche durchzogen, die von Wald bedeckt sind. Seine Bevölkerung,
die deutsch und katholisch ist, treibt daher Bergbau, in dem n. Hügellande
Ackerbau. An dem kurzen Stück des l. Moselufers, das zu dem Ländchen
gehört, wird Wein und Obst angebaut. Dem völlig unabhängigen Staat,
der dem deutschen Zollverein angehört, ist auch Neutralität zugestanden.
Hauptstadt Luxemburg.
§43.
Das Königreich der Niederlande (Holland).
1. Lage und Bodenbeschaffenheit. Die Niederlande
liegen zwischen der Nordsee, welche einen tiefen Einschnitt, die Zuider-
see (= Süderfee, im Gegensatz zur Nordsee) bildet, Deutschland und
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Sachsen-Koburg Namur Maas Hügel- Belgien England Luxemburg Deutschland Frankreich Belgien Luxemburg Holland Nordsee Nordsee Deutschland
88
§ 43. Das Königreich der Niederlande (Holland).
Belgien. In der Bodenbeschaffenheit sind die Niederlande, wie schon der
Name sagt, ganz Tiefland, und zwar ein Teil der w. niederdeutschen
Tiefebene, die hier wie in Deutschland Geest-, Moor- und Marschland
aufweist. Teilweise liegt das Land unter dem Meeresspiegel und muß
daher durch Deichanlagen geschützt werden. Außer dem vielverzweigten
Mündungsgebiet der Scheide, Maas und des Rheines liefert ein
dichtes Netz von Kanälen ausreichende Bewässerung für den sehr srucht-
baren Boden. Bald nach seinem Austritt aus Deutschland teilt sich der
Rhein in Waal und Rhein; ersterer nimmt die wasserreiche Maas
auf und ergießt sich in seeartig erweiterten Armen ins Meer, letzterer
sendet die Jjssel (eise!) in die Zuidersee und mündet als Lek nicht
weit von der Maas, während der alte Rhein eine nur unbedeutende
Mündung hat. Ö. der Zuidersee dehnen sich bis zum Dollart
öde Moore aus. An der N.-Küste ziehen sich die von den Fluten
abgerissenen westfriesischen Inseln hin, unter ihnen als größte
Texel.
2. Klima und Kultur. Bei dem milden Meeresklima, der
Fruchtbarkeit des Landes und der für den Handel so günstigen Lage
ist die Kultur hoch entwickelt. Durch den fortwährenden Kampf mit
den Meeresfluten sind die Holländer ein zähes, arbeitsames und wirt-
schaftliches Volk geworden, von peinlicher Sauberkeit, aber auch phleg-
matischer Bedächtigkeit. Mit Stolz können sie sagen, daß sie ihr Land
geschaffen. Ihre Landwirtschaft ist musterhaft, ihre Viehzucht liefert in
alle Welt Rinder und deren Produkte, Butter und Käse (Edam).
Holländische Tulpen und Hyazinthen (Haarlem) haben einen Weltruf.
Ihr Seehandel war im 17. Jahrhundert der erste Europas und ist noch
jetzt für alle Erzeugnisse der Tropen bedeutend, ihre Fischerflotten ziehen
in die Nordsee zum Heringsfang. Daher ist auch der Schiffbau um-
fassend. Nur Metalle und Kohlen fehlen dem Lande, daher werden viele
Industriewaren von Deutschland und England eingeführt.
3. Bevölkerung, Staat und Städte. Die Bevölkerung ge-
hört dem deutschen Stamme der Friesen an und ist 2/3 evangelisch
(reformiert), 1/3 katholisch. Einst den Habsburgern und zwar den
spanischen Untertan, haben sich die Holländer in langem, erbittertem Kampfe
unter Führung der Oranier die Freiheit errungen. An der Spitze des
Staates steht ein König, zurzeit eine Königin, da auch die weibliche Linie
erbberechtigt ist. Die bedeutendsten Städte sind alle w. der Zuidersee.
Amsterdam, d. i. der Damm (---Deich) an der Amstel, die größte
Stadt des Reiches, 520000 Einw., auf Pfahlroste gebaut und von
Kanälen durchschnitten, Universität, bedeutende Handelsstadt in Kaffee,
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Niederlande Deutschland Deutschland Rhein Rhein Rhein Haarlem Europas Nordsee Deutschland England Amsterdam
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich. 349
2. Das Becken der Loire.
u) Naturbeschaffenheit. Geologisch bildet es den südlichsten Teil des
Pariser Beckens. Das Land an der mittlem Loire stellt eine einförmige,
teils flache, teils hügelige Acker- und Weinbaulandschaft von sehr verschieden-
wertigem Boden dar. Das Gebiet an der untern Loire ist vou nur mäßiger
Fruchtbarkeit. Die Bretagne zeigt auf den Hochflächen dürftigen Heide-
boden, in den Tälern Wiesen und Wälder; an den buchtenreichen Küsten
werden lohnender Fischfang nud Schiffahrt betrieben. Die Loire hat schwan-
kendeu Wasserstand; sie führt bei Hochwasser über 300 mal so viel Wasser
als bei niedrigem Stande, richtet daher trotz der Deichbauten verheerende Über-
schwemmungen an. Ihr Mittellauf ist infolge der Entwaldung der Berge
stark versandet, so daß der Fluß erst durch Kanäle auf acht Neunteln seines
Laufes wieder schiffbar gemacht werden mußte. Auch die größereu Nebeu-
flüsse der Loire dienen dem Verkehr.
b) Siedlungen. Der größte Teil des Loiregebietes gehört Westfrankreich, dem
Hinterlaude des Ozeans, an. Orleans (70) leidet trotz der Gunst seiner Lage an
der wichtigen Straße von Paris nach Südwestfrankreich (Schlachten 1871) und trotz
fruchtbarer Umgebung unter der Nähe von Paris, während Tours (75), der Obst-
markt im „Garten Frankreichs", und das in einem Flachsbaugebiet liegende Le M a ns
(70) durch Webindustrie Aufschwung nehmen. Nantes (175) ist die drittgrößte
Handelsstadt Frankreichs und der Ausgangspunkt des westindischen Verkehrs, der
große Zuckerraffiuerieu hervorrief. Die Versandung des Flusses machte die Anlage
des Vorhafens St. Nazaire (35) notwendig. In der von britischen Kelten be-
siedelten Bretagne, die Frankreich die besten Seeleute stellt, ist Brest [bräsjt] (90)
ein Kriegshafen mit großen Marinewerkstätten und ein bedeutender Handels- und
Fischereihafen. Am Eintritt der Pariser Straße in die Aquitauische Pforte ent-
wickelte sich Poitiers (40), der Schauplatz maucher Schlachten, zur Industriestadt.
Der Hafen La Rochelle (35) entstand Inseln gegenüber südlich der Vende'e. Der
östliche, hügelige Teil der Vendee mit seinen von Hecken und Laubbäumen um-
säumten Feldern, Wegen und Wasserläufen ähnelt manchen Gegenden Schleswig-
Holsteins, Belgiens und der Lombardei.
3. Das Becken der Garonne.
a) Naturbeschaffenheit. Die natürliche nordsüdliche Heerstraße der Senke
von Poitiers stellt die Verbindung mit dem Loirebecken, die Senke des Canal
du Midi, dessen Ausbau zu einem Großschiffahrtswege zwar längst geplant, aber
noch immer nicht in Angriff genommen ist, die Verbindung mit dem Mittelmeer
her. Der fruchtbare Boden längs der Garonne, eines tiefen und weithin schiff-
baren Pyrenäenflnffes, die jedoch — wenn auch weniger, als die Loire — unter
Wasserstandsschwankungen leidet, dieut vorwiegend dem Weinbau. Die besten
Weinsorten gedeihen auf der Halbinsel Medoe im W der Gironde. Die von
zahlreichen Strandseen unterbrochenen Landes — Ablagerungen von Meeres-
sand — hinter den aufgeforsteten Dünenrücken der Flachküste zwischen dem
Westrande der Pyrenäen und der Mündung der Gironde gleichen der mär-
tischen Kiefernwaldlandschaft, haben aber ausgedehntere und geschlossenere
Wälder. Sie liefern jetzt Holz und Harz in Menge, während sie vor ihrer
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Bretagne Paris Paris Nantes Frankreichs Frankreich Brest La_Rochelle_( Schleswig-
Holsteins Belgiens Poitiers
354
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
3. Königreich Belgien.
29500 qkrn, 7,5 Mill. E., 255 E. auf 1 qkm.
Wenig größer, etwas volkreicher als die Rheinprovinz, doppelte Volksdichte des 2). R.
§ 239. I. Lage. Die Küste Belgiens, nur 70 km lang (= ^ der Landes-
grenze), liegt dem Britischen Jnselreiche gegenüber. Die Landgrenze berührt
Frankreich, Luxemburg, das Deutsche Reich und die Niederlande. Infolge
seiner Lage vermittelt Belgien den Landverkehr zwischen Deutschland und
den Niederlanden einerseits und Frankreich anderseits; es ist ferner ein wich-
tiges Durchgangsland für die Verbindung Englands mit den Ländern am
Rhein und an der Donau und mit Italien.
Ii. Bodengestaltung und Bewässerung. Der Bodengestalt nach lassen
sich in Belgien drei Landschaftsgebiete unterscheiden: Hoch-, Mittel- und
Niederbelgien. Hochbelgien umfaßt den westlichen Teil des Rheinischen
Schiefergebirges (das Bergland der Ardeuueu und einen Teil des Hohen Venn),
das Gebiet bis zu den Tälern der Sambre und Maas. Zwischen Maas
und Schelde liegt Mittellielgien, ein sanftwelliges, tertiäres Hügelland,
das von 8 nach N von 200 m auf 50 m Höhe absinkt. Das übrige Gebiet,
Niederbelgien, ist ein durchschnittlich 20 bis 10 m hoch gelegenes diluviales
Flachland, das im W von einem Marschlandstreifen begleitet wird. Im 0
der Scheldemünduug bildet die Ebene eine einförmige, vielfach mit Heide
bestandene Sandsläche, die Campine; im W, in der Landschaft Flandern, be-
steht sie aus fruchtbarem Lehmboden. Die belgische Küste ist eine glatte,
einförmige Dünenküste, an der nur der künstlich gegen die Versandung ge-
schützte Hasen von Ostende (f. n.) einige Bedeutung besitzt.
Den Hauptfluß Hochbelgiens bildet die Maas, die in nördlichem Laufe
iu einem engen, malerischen Felstale die Ardennen durchbricht (Bild 198). Bei
Namur erhält sie ihren größten Nebenfluß, die Sambre. Der Richtung der
Sambre folgend, fließt sie dem Nordfuße der Ardeuueu entlang bis Lüttich.
Hier wendet sich der Fluß nach N und gewinnt die Ebene. Der wichtigste
Strom des Landes, die Schelde, gehört dem Hügel- und Flachlande an.
Bei Dooruick (Touruay) wird sie schiffbar, und von Antwerpen ab trügt sie
die größten Seeschiffe. Die Mündung der Schelde erweitert sich zu zwei
großen, trichterförmigen Armen: der Wester- und der Osterschelde, die
mit deu Rhein- und Maasmündungen ein einziges, großes Deltaland in eine
Reihe schmaler Landstreisen gliedern. Oster- und Westerschelde gehören schon
niederländischem Boden an.
Iii. Klima. Das Klima hat einen ausgesprochen ozeanischen Charakter
mit mildeu Wintern, verhältnismäßig kühlen Sommern und reichlichen Nieder-
schlügen. Landeinwärts, mit der Erhebung des Landes nach 30 sinkt die
mittlere Jahrestemperatur (ganz Belgien + 10°), während die Niederschlags-
mengen zunehmen.
§ 240. Iv. Wirtschaftsleben. Mit Ausnahme des Berglandes, in dem die Hoch-
slächen meist von Mooren und Heiden, die niedrigen Striche von großen,
stellenweise urwaldartigen Wäldern eingenommen werden, und der geest-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Belgien Belgiens Frankreich Luxemburg Niederlande Deutschland Niederlanden Frankreich Englands Rhein Donau Italien Belgien Niederbelgien Maas Niederbelgien Flandern Hochbelgiens Hügel- Antwerpen Wester- Rhein- Belgien Niederschlags-
356
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Eisenwaren, Steinkohlen und Koks, im ganzen für annähernd 400 Mill. Mark
liefern. Zu dem Handel mit eigenen Waren tritt ein bedeutender Durch-
gangshandel; er beruht auf der überaus günstigen Lage des Landes
zwischen großen, hochentwickelten Kulturstaaten. Den Überseeverkehr vermittelt
fast ausschließlich der Flußhafen Antwerpen; jedoch ist die Handelsflotte
Belgiens gering, so daß der Seehandel meist von fremden Flaggen, besonders
von englischen, aber auch vou deutschen Fahrzeugen besorgt wird. Sehr große
Sorgfalt hat Belgien dem Ausbau seines Eisenbahnnetzes zugewandt: es hat
das dichteste Eisenbahnnetz aller Staaten der Erde (§ 365) und in seiner Haupt-
stadt Brüssel einen Knotenpunkt von Welteisenbahnen. Das Wasserstraßennetz
umfaßt zwei Flußstraßen und mehrere Kanüle von im ganzen 1600 km Länge.
V. Bevölkerung und Siedlungen. In dem Vermittlungslande zwischen Deutsch-
laud und Frankreich ist die Bevölkerung national gemischt, aber geeint durch
das fast ausschließlich herrschende katholische Bekenntnis. Die germanischen
(niederdeutschen) Flamen oder Flamländer, die Bewohner des nördlichen Teiles,
machen etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Die Sprache der Gebil-
deten, der Literatur, des öffentlichen Lebens ist vorwiegend das Französische,
die Muttersprache der Wallonen, der Bewohner des Maas-Sambre-Beckens und des
Ardennenlandes. Die Grenze zwischen den beiden Nationalitäten verläuft etwas
südlich von Brüssel geradlinig von W nach 0. — Gunst der Lage, reiche Naturaus-
stattung des Landes und menschliche Betriebsamkeit haben Belgien zu dem am dich-
testen bevölkerten Staate Europas gemacht (255 E. auf 1 qkm1). Seit
1830 bildet Belgien ein selbständiges Königreich und seit 1833 einen neu-
tralen Staat.
1. Hochbelgien. Die Ardennen sind dünn bevölkert; um so volkreicher ist das
industriereiche Becken der Maas und Sambre. Im fruchtbaren Hennegau liegt die
Fabrikstadt Möns (deutsch Bergen, 30), an der Einmündung des Scheldekanals in
die Sambre der Kohlenmarkt Eharleroi (30), am Zusammenflusse von Sambre
und Maas Namur (35), bekannt durch seine Stahlindustrie. In schöner Tallage
an der Maas bildet die Festung Lüttich (175) den Mittelpunkt des ostbelgischen
Kohlen-, Eisen- und Glasindustriebezirks, einen Hauptplatz der Waffenfabrikation
und des Mafchiuenbans. Am Fuße des Hohen Venn liegt Verviers (50) mit
zahlreichen Tuchfabriken.
2. Mittelbelgien. Die Hauptstadt Belgiens, Brüssel (mit Vororten 720), auf
der Grenze des Hügel- und Flachlandes und ziemlich genau in der Mitte des König-
reiches gelegen, erinnert durch ihre Stadtanlage, ihre schönen Bauwerke und ihren
lebhaften Gewerbebetrieb, der namentlich wertvolle Spitzen und Teppiche liefert,
an Paris („Klein-Paris"). In der modern gebauten, vrächtigen Oberstadt
herrschen französische Sprache und Sitte, in der engen Unterstadt, dem Sitz des
Handels und der Gewerbe, überwiegt das flämische Volkstum. Die Stadt bildet
mit ihren wertvollen Kunstsammlungen, ihren zahlreichen Museen und ihrer Uni-
versität den Mittelpunkt des belgischen Geisteslebens. Universitätsstadt wie Brüssel
ist das östlich gelegene Löwen (45). Der wenig fruchtbaren, sandigen und morastigen,
aber mit Fleiß und Geschick angebauten Provinz Limburg, in der Rinder- und
Schafzucht sowie Molkerei blühen, fehlen größere Siedlungen.
1 Von deutschen Staaten — abgesehen von den Stadtstaaten — wird es hinsichtlich
der Volksdichte nur von dem Königreich Sachsen (320 E. auf 1 qkm) übertroffen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Antwerpen Belgiens Belgien Deutsch- Frankreich Maas-Sambre-Beckens Europas Belgien Hennegau Maas_Namur Maas Belgiens Hügel- Paris Limburg Sachsen
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 4. Niederlande. 359
2. Die Marschen, im Hintergrunde der Dünenküste gelegen, bestehen aus
einem ungemein ertragreichen, fetten Lehmboden. Er ist teils vom Meere,
teils von den Flüssen abgelagert worden; danach unterscheidet man See-
marschen und Flußmarschen. Zusammen bedecken sie eine Fläche von
der Hälfte des ganzen Landes. In den Marschgebieten breiten sich nament-
lich in Nordholland große Nieder- oder Grünlandsmoore aus, die durch Eut-
Wässerung teilweise in Wiesen- und Weideland und in Gebiete blühender Vieh-
zucht verwandelt wurden. Da die Marschen reichlich zur Hälfte unter Meeres-
spiegelhöhe liegen, so müssen sie nicht allein durch kostspielige Deichbauten
gegen das Eindringen des Meeres geschützt werden, es sind auch aus-
gedehnte Entwässerungsanlagen notwendig. Daher wird das ganze Land
von einem Netzwerk schnurgerade verlaufender Gräben und Kanäle durch-
zogen. Zahlreiche von Windmühlen und Dampfmaschinen in Bewegung ge-
setzte Pumpwerke führen das Wasser höher gelegenen Kanälen und den Flüssen
zu. An der Mündung der Binnengewässer dienen großartige Schleusen-
anlagen dazu, einerseits dem Wasser einen Abfluß zum Meere zu verschaffen,
anderseits das Land vor der Flut zu schützen. Ein holländisches Marsch-
gebiet mit seinen rechteckigen, von Kanälen geschnittenen und von Dämmen
eingefaßten Landflüchen (Polder), seinen Äckern, Gärten und üppigen,
von Rinderherden belebten Grasfluren, mit seinen zahlreichen Windmühlen
und auf den Wasserstraßen dahingleitenden Segeln, seinen freundlichen Dör-
fern und sauberen Einzelhöfen bietet ein ganz eigenartiges Bild.
3. Die Geestlandschaft schließt sich landeinwärts an die Marschen an. Sie
verteilt sich auf drei Gebiete: auf die von Belgien hineinragende Campine
(das Kempenland), die Veluwe^ zwischen Rhein und Issel und das Binnen-
land östlich der Südersee. Die Sand- und Kiesablagerungen der ersten
Eiszeit, deren Gletscher jedenfalls bis zur Rheinmündung heranreichten, ent-
behren hier der fruchtbaren Schwemmlanddecke und bilden einen magern
Boden, der in den höheren Lagen Heideflächen trägt, in den Bodensenkungen
von Hochmooren eingenommen wird. Durch Aufforstung der sandigen Strecken
und durch Urbarmachung des Moorbodens sucht man die dürftigen Flüchen
für die Kultur zu gewinnen.
Iii. Gewässer. Der größte Teil Hollands gehört dem Mündungsgebiete
des Rheins, der Maas und der Schelde an. In vier, zu je zwei zusammen-
gehörenden stromartigen Meeresbuchten dringt das Meer tief ins Land ein.
Kurz nach seinem Übertritt auf holländischen Boden spaltet sich der Rhein
in zwei Arme, von denen der südliche, die Waal, zwei Drittel des Rhein-
Wassers erhält. Der nördliche, später Lek genannte Arm entsendet die Issel
zur Südersee; oberhalb Rotterdam empfängt der Lek einen Zufluß aus der
Waal und nimmt nun den Namen Neue Maas an. Die Waal, der bei
Gorinchen die Maas zufließt, gabelt sich in verschiedene Arme, von denen
der südlichste in die Vereinigung der beiden großen nördlichen Trichter-
buchten mündet.
1 Betuwe — fruchtbar; Veluwe — unfruchtbar.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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B. Das Nordwesteuropäische Schollenland, — 4. Niederlande. 361
Meeres auch selbstbewußt, kühn und zäh. Er wurde ein Freund des Ozeans, ein
unternehmender Seemann, ein geschickter Kolonisator, derein großes Kolonialreich
in den Tropen entwickelte und behauptete. Der Einfluß der Landesnatur zeigt sich
u. a. in der sprichwörtlich gewordenen holländischen Sauberkeit, in dem Freiheits-
und Unabhängigkeitssinn wie in dem bedächtigen und besouueuen Wesen des nieder-
ländischen Volkes. Aus dem Gebiete der Moorkultur und der Wasserbaukunst
(Deich* und Kanalanlagen) sind die Holländer vielfach unsere Lehrmeister gewesen,
und auch in der Malerei haben sie uns merklich beeinflußt.
Vi. Besiedlung. Amsterdam (575) in Nordholland, die Haupt-, aber nicht
die Residenzstadt des Landes, wurde an einem heute teilweise trockengelegten, ehe-
mals bis an die Dünen der Meeresküste reichenden Einschnitt der Südersee (dem
Jj [ei]) erbaut. Da der Untergrund von einer mächtigen Torsschicht gebildet wird,
ruhen die Häuser auf Pfahlrosten, die bis auf den festen Grund eingerammt sind.
Die Stadt besteht aus zahlreichen inselartigen Blöcken, die durch schiffbare Kanäle
(Grachten; vgl. Bild 200) voneinander geschieden sind („das holländische Venedig").
Fast 300 Brücken spannen sich über diese Wasserstraßen, Der älteste Teil der Stadt
liegt auf einem Damme am Amstelfluß, daher der Name Amsterdam (— Deich an der
Amstel). Anstatt des beim Kriegshafen H e l d e r mündenden ältern Nordholländischen
Kanals benutzen die Seeschiffe heute den tiefen, ueu angelegten Nordseekanal (Mün-
dung Imuideu), um in den großen, durch Schleusen nach beiden Meeren hin abge-
schlossenen Dockhafen am Jj zu gelangen. Durch den Merwede-Kaual ist Amsterdam
(seit 1892) auch an das Mündungsgebiet des Rheins angeschlossen. Infolge dieser
Wasserverbindungen wurde Amsterdam einer der ersten Seehandelsplätze des enro-
päischen Festlandes. Die wichtigsten Handelsartikel bilden Kolonialwaren (Kaffee,
Tabak), Getreide und Holz. Die Industrie widmet sich vornehmlich dem Schiffbau
und seiuen Nebengewerben, ferner der Diamantschleiferei. Amsterdam ist auch
Mittelpunkt des geistigen Lebens der Niederlande und reich an Kunstschätzen, be-
sonders an Gemälden aus der Blütezeit der holländischen Malerei. Haarlem (70),
am trockengelegten Haarlemer Meer, treibt Blumenzucht (Tulpen, Hyazinthen,
Rosen), für die der milde, leichte Boden der Gegend sich vorzüglich eignet.
In der volkreichsten Provinz, Südholland, liegen die Universitätsstadt Leiden
(60), eine der ältesten niederländischen Städte, und am Saume schöner Dünenwälder
der Haag (280) („der Haag" — Wald), die an Villen und schattigen Alleen reiche
Residenz, früher Wohnsitz der holländischen Grafen (daher „'s Gravenhage"). In der
Nähe liegt das Weltbad Scheveningen, Delft (35) erzeugt aus seiuertonerde be-
rühmte Töpferwaren und Halbporzellane (blauweiße Kacheln, Fliesen). Der erste See-
und wichtigste Rheinhafen Hollands ist Rotterdam (430) amlek, den die Holländer
hier Neue Maas nennen. Durch den bei Hoek van Holland mündenden, 1896
fertiggestellten „Neuenwasserweg" direkt mit der Nordsee und durch den Rhein mit
einem großen, gewerbreichen Hinterlande verbunden, wurde es der Hauptumschlags-
platz für deu Verkehr von der See mit dem Rheingebiet, ein Hauptmarkt für Vieh,
Getreide, Tee, Baumwolle, Rohrzucker und Petroleum. In der Provinz Seeland, die
größtenteils aus deu der See abgerungenen Inseln des Scheide-, Maas- und Rhein-
deltas besteht, vermittelt Vlissingen (25) auf der Inselwalcheren den größten Teil
des Schnellverkehrs zwischen Mitteleuropa und England, Utrecht (120, Bild 200),
der Kreuzungspunkt wichtiger Wasser- und Landverkehrswege, daher auch starke
Festung, bildet den wichtigsten Binnenhandelsplatz der Niederlande. Die Provinz
Nordbrabant und der uördlicheteil von Limburg gehören dem Geestlande an und sind
spärlich bevölkert. Dagegen hat Limburg in seinem Südzipfel fruchtbaren Boden und
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362
B. Länderkunde. — Vi, Europa.
durch deu in das Bergland hineinragenden Gebirgsstreifen Anteil an dem Aachener
Kohlenbezirk. Daher entstand hier ein dichtbevölkertes Industriegebiet. Maas-
tri cht (von Mosae traiectus — Maasübergang, 40) an der Bahn Aachen—ant-
werpen und am Wilhelms-Kanal, besitzt Glas-, Porzellan- und Lederfabriken und in
seiner Umgebung große Steinbrüche. In Geldern, der für den deutschen Verkehr
wichtigsten Grenzprovinz, liegen am Rhein das freundliche Arnheim (65), der
Lieblingswohnsitz der Sniker-Lords (d. i. Zuckerbarone), der in den Kolonien reich
gewordenen Kaufleute und Pflanzer, und an der Waal Nymwegen (60), das sich
200. Gracht in Utrecht.
Mitten durch die Straßen vieler holländischen Städte ziehen sich als Hauptverkehrswege des Handels von
Segelbooten und Kähnen belebte Kanäle. Der Eisenbahnknotenpunkt Utrecht ist reich an Kanälen und
Grachten. Längs der Gracht führt auf einer oder auf beiden Seiten eine durch Baumreihen abgegrenzte
Straße. Da das Wassergefälle zu gering ist für die Anlage von Wassermühlen, treten hohe Windmühlen
an deren Stelle. (Phot. Dr. W. Meyer.)
am Abhange des von Cleve herüberstreichenden Höhenzuges ausbreitet. — In der
spärlich bevölkerten Sand- und Moorgegend des 1^0 entwickelt sich Groningen (75)
zu einem wichtigen Markt für Getreide, Butter und Vieh.
Die Bedeutung Hollands als Handelsmacht beruht zum großen Teile auf seinen
kolonialen Besitzungen; sie liegen zwischen Südostasien und Australien, in
Süd- und Mittelamerika. Unter diesen gehören Java und Sumatra zu den
fruchtbarsten Landstrichen der Erde; überhaupt dürften die niederländischen Kolo-
nien an Wert nur von denjenigen Englands übertrosfen werden.
§ 244. Abersicht über die größeren Städte in Tausenden (1909).
Der Südwestteil: Amsterdam . 575 Rotterdam. 430 Haag. . . 280
Haarlem . . 70 Leiden . . 60 Delst ... 35
Der Ostteil: Utrecht. . . 120 Groningen. 75 Arnheim. . 65
Nymwegen . 60 Maastricht. 40
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: W._Meyer Cleve
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wilhelms-Kanal Rhein Utrecht Groningen Hollands Australien Süd- Mittelamerika Sumatra Englands Amsterdam Rotterdam Haarlem Utrecht Groningen Maastricht